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Geschichte

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Bis zum Jahr 1720 ist Groß-Siegharts ein 55 Häuser  umfassender Ort gewesen, der erst durch den damaligen Herrschaftsbesitzer Graf Mallenthein soweit ausgebaut wurde, dass er im Jahre 1727 zum Markt erhoben werden konnte. Zielsetzung Mallentheins war es, aus Siegharts den Ort Milledom das heißt Tausenhausen, zu machen. Mallenthein entstammt einem Adelsgeschlecht, das seinen Stammsitz in Kärnten hatte. Groß-Siegharts zählt zu den ältesten Ansiedlungen im Waldviertel. Urkundlich schon im 11. Jahrhundert erwähnt, gehen die Anfänge des Ortes aber noch weiter in der Geschichte zurück. Bedeutung erlangte der Ort ab dem 18. Jahrhundert, als Johann Christoph Graf von Mallenthein hier eine Textilmanufaktur errichtete und schwäbische Siedler nach Groß-Siegharts berief.

Das Schloss war einst ein groß angelegter Befestigungsbau aus dem 12. Jahrhundert, den Cotsrelve von Siegharts für die Grafen von Raabs erbauen ließ. Nach zahlreichen anderen Besitzern, darunter die Familie GREISENECK; ging die Anlage im 16. Jahrhundert an die Familie WELZER. Aus dieser Zeit stammt der zweiflügelige Baukörper mit Rundtürmen.1681 bis 1732 gehörte das Schloss den Grafen Mallenthein, die wesentliche Neuerungen durchführen ließ. Ab 1785 waren für einige Jahre die Edlen von Großer Herren im Schloss, die letzten adeligen Schlossbesitzer waren das Adelsgeschlecht  Van der Straaten. 1891 wurde der Bau von der Gemeinde Groß-Siegharts übernommen. Seit 1897 dient das Schloss als Rathaus. In den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die gesamte Anlage renoviert. Die viereckigen Türme mit den mächtigen Zinnenkronen sind weithin sichtbar. Durch eine „Tonnengewölbte Durchfahrt“ erreicht man einen hübschen Arkadenhof mit einer Sonnenuhr. Bemerkenswert im 1. Stock ist ein Renaissanceportal mit Wappen. In der ehemaligen Schlosskapelle wurden vor einigen Jahren Fresken von Carlo Carlone entdeckt, die auf das Jahr 1717 datiert und mittlerweile von Mag. Fritz Walek restauriert wurden.Das Schloss Groß-Siegharts ist seit mehr als 100 Jahren Sitz der Stadtverwaltung und darüber hinaus ein Ausgangspunkt der „Waldviertler Textilstraße“. In der ehemaligen Landesfachschule für Textilindustrie ist seit geraumer Zeit das vor einigen Jahren gegründete Technologie-u .Bildungszentrum samt einigen Betrieben untergebracht.

Der großzügig angelegte Schlosspark hat sich zum Refugium für die Stadtbewohner entwickelt, auch verschiedene Sportanlagen befinden sich auf dem Areal. Erwähnenswert ist noch die Stadtpfarrkirche von Groß- Siegharts, die im 18. Jahrhundert nach Plänen des Donato Felice d’Allio errichtet wurde. Auch hier befinden sich Deckenfresken von Carlo Carlone, 1727 gemalt und erst 1951-1953 freigelegt.

Groß-Siegharts war bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts ein bedeutender Standort im Textilindustriegebiet des nordwestlichen Waldviertels. Dieser Umstand brachte der Region eine relative Wohlhabenheit, dies dokumentieren heute noch zahlreiche Industriebauten. Die Jahre des Wiederaufbaus nach dem 2. Weltkrieg brachten einen neuen Boom im Textilbereich. Die Errichtung einer Textilfachschule am Standort Groß-Siegharts ab dem Jahre 1952 war ein deutliches Zeichen für die überragende Bedeutung der Textilindustrie. Die Zahl der Arbeitsplätze allein in dieser Branche belief sich auf über 2000, noch Anfang der Neunzigerjahre auf etwa 500. Gerade diese industrielle Monostruktur wirkte sich in den Jahren ab 1973 (Energie- und Dollarkrise) stark nachteilig aus, vor allem wegen des steigenden Kostendruckes und der damit verbundenen Auslagerung in Billiglohnländer. Endpunkt des Niederganges der Textilproduktion war die Öffnung der Grenzen zu den östlichen Nachbarstaaten (Fall des „Eisernen Vorhanges“) im November 1989. In rascher Folge übersiedelten die einschlägigen Unternehmen in das benachbarte Tschechien (damals: Tschechoslowakei), um die exorbitant niedrigen Lohnkosten zu nutzen. 

Mit viel Engagement wird versucht, den Standort als Einkaufs- und Gewerbezentrum der Region abzusichern und neue Geschäftsfelder zu erschließen. Der sanfte Tourismus, die großzügige "Thayaradrunde" und die Neuerschließung von entsprechenden Bauplätzen, zahlreiche Veranstaltungen machen Groß-Siegharts auch als Ausflugs- und Wohngemeinde attraktiv. Das "Lebende Textilmuseum", die Kunstfabrik und andere Museen bieten Abwechslung für die Ausflügler. Auch die textile Verarbeitung fasst wieder Fuß, besonders bei Spezialprodukten und sorgt dafür, dass die Tradition des "Bandlkramerlandls" weitergeführt wird.Die Firma Test-Fuchs als größter Betrieb (500 Mitarbeiter) der Region liefert ihre Produkte – Prüfgeräte für die Luftfahrt- und Weltraumindustrie – in die ganze Welt.